Hier erhaltet ihr die aktuellsten Zahlen – zur Information, als Diskussionsgrundlage oder Motivation, in unserem Netzwerk mitzuwirken.
Zuerst die gute Nachricht: das Netzwerk RadXhain ist seit Juli 2024 zurück und wieder aktiv!!
Über die Pandemie und die sehr erfolgreiche Kiezblocks-Kampagne (kiezblocks.de) sind viele von uns in kleineren Kiez-Kontexten aktiv geworden. Hier haben wir viel erreicht, uns in der Nachbarschaft vernetzt und Erfolge erzielt (xhain-beruhigt.berlin). Nun kommen wir als Netzwerk aller Aktiven für moderne und nachhaltige Mobilität im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wieder regelmäßig zusammen: um unsere Kenntnisse auszutauschen und Kräfte zu bündeln. Denn Verkehrspolitik wird in Berlin auch entscheidend auf der Ebene des Landes, also des Senats, geprägt: durch Regelwerke, durch finanzielle Mittel und durch die Geschwindigkeit von Planungs- und Umsetzungsprozessen. Und da hakt es seit jeher, spätestens seit Juli 2023 haben wir mit einer CDU-besetzten Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt ganz offiziell wieder Gegenwind (rbb24.de/panorama/beitrag/2023/06/berlin-verkehr-radwege-ausbau-stopp.html).
In unserem wunderschönen Friedrichshain-Kreuzberg kommt es indes Vielen wie ein Jammern auf hohem Niveau vor, wenn wir auch hier weiter auf Missstände und fehlende Radwegeinfrastruktur hinweisen. Allein die Zahlen des Radnetzmonitorings von Changing Cities (changing-cities.org/kampagnen/verkehrswende-monitor/das-radnetz/) belegen: auch wenn unser Bezirk mit Abstand der am besten entwickelte Bezirk hinsichtlich des Radnetzes ist, bleiben auch wir mit 10,5% umgesetzten und 22,3% teilweise umgesetzten Radverkehrsanlagen (RVA) weit zurück hinter den 2018 im Mobilitätsgesetz gesteckten Zielen (changing-cities.org/kampagnen/verkehrswende-monitor/mobilitaetsgesetz-monitoring/).
Während die großen Straßenbauprojekte wie A100 und TVO munter vorangetrieben werden, wird an Radschnellverbindungen der Rotstift angesetzt (berlin.adfc.de/artikel/senat-spart-an-voellig-falschem-ende-radschnellverbindungen-bringen-berlin-voran). Das betrifft unseren Bezirk als tägliches Ziel von Pendler:innen auf besondere Weise: auch wenn nur knapp 1/3 der Xhainis ein eigenes Auto besitzt, ist das Verkehrsaufkommen enorm. Wir müssen deswegen über den Tellerrand unserer Kieze hinausschauen und fordern gemeinsam den Senat dazu auf, die gesetzlichen Vorgaben des Mobilitätsgesetzes einzuhalten und umzusetzen!
Angrenzend an Kreuzberg soll endlich die Monumenten-Fahrradstraße über die Langenscheidststraße bis zum Kleistpark umgesetzt werden! Dafür gehen wir am 7.7. auf die Straße.
Zum Hintergrund wieder Norbert vom Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg auf der Website (https://www.rad-ts.de, danke an Norbert):
Schon seit vielen, vielen Jahren wird darüber diskutiert, die Monumentenstraße zu einer Fahrradstraße zu machen. Doch leider geht es hier – wie auch an vielen anderen Problemstellen in Berlin – nicht voran. Dabei gab es schon vor fünf Jahren, im Juni 2019, einen BVV-Beschluss dazu. Die Bezirksverordnetenversammlung beschloss damals den Antrag der Fraktion GRÜNE, die Verbindung als Fahrradstraße auszubauen und die dazu nötigen Untersuchungen umgehend zu beauftragen (Drucksache 1257/XX).
Der Straßenzug Monumentenstraße-Langenscheidtstraße gehört zu einer wichtigen Verbindung von Kreuzberg nach Wilmersdorf. Mit dem Anschluss an die Belziger Straße und Weiterführung am Rudolph-Wilde-Park soll so eine gute Ost-West-Verbindung für den Radverkehr geschaffen werden. Das NFTS hatte damals schon detaillierte Vorschläge zur Umsetzung gemacht. Passiert ist nichts, obwohl die Verbindung zum Vorrangnetz des Berliner Radverkehrsnetzes gehört und damit umgehend ausgebaut werden sollte. Denn eine moderne Fahrradstraße muss einige Voraussetzungen erfüllen: Sie soll für Radfahrende durchgängig, sicher und möglichst vorfahrtsberechtigt befahrbar sein, Pkw-Verkehr soll weitgehend vermieden werden.
Wie schön wäre es, wenn auch dieser wichtigen Achse endlich sicheres und entspanntes Radfahren für jung und alt möglich wäre? Wir wollen deshalb am 7. Juli eine Demo machen und unserer Forderung Nachdruck verleihen, dieses längst überfällige Projekt endlich umzusetzen.
Treffpunkt ist um 16 Uhr an der Langenscheidtstraße Ecke Hauptstraße vor der „Train Cocktailbar“. Auf der Monumentenbrücke gibt es dann ab 16:30 eine längere Kundgebung mit Möglichkeit zum Geniessen der Ruhe auf der autofreien Brücke und anregenden Spielen für Kinder.
Die Handjerystraße in Schöneberg ist zur Fahrradstraße umgebaut und wird gefeiert!
Auf der Website des Netzwerkes Fahrradfreundliches Tempelhof Schöneberg (https://www.rad-ts mit Dank an Norbert fürs Weitergeben) ist zu lesen:
Endlich ist es so weit: Die letzten Verkehrszeichen sind errichtet, und wir können in der Handjerystraße die erste Fahrradstraße im Bezirk einweihen.
Am Mittwoch, den 3. Juli um 17.30 Uhr laden die Verbände im Rahmen einer angemeldeten Demo zum Anradeln und Anspazieren ein. Treffpunkt ist die Handjerystraße/Ecke Bundesallee.
Dabei radeln wir in langsamem, für Kinder geeigneten Tempo die Handjerystraße über die Prinzregentenstraße bis zum Prager Platz und wieder zurück.
Aber auch Fußgänger*innen sind dabei: vom Treffpunkt gehen sie zum Renée-Sintenis-Platz, umrunden ihn und gehen vereint mit den eintreffenden Radfahrer*innen zumPerelsplatz.Bitte mitbringen: einen alten Schuh an einer ca. 3 m langen Schnur.
Die gemeinsame Abschlusskundgebung ist am Perelsplatz mit Kuchen, Sekt und Selters…
Nach einer jahrelangen Planungsphase mit Beteiligungsverfahren, einschließlich verschiedener Vor-Ort-Termine begannen Ende 2023 die Baumaßnahmen. Vor einigen Tagen wurden die letzten Verkehrszeichen aufgestellt. Damit ist jetzt für alle Verkehrsteilnehmenden eine sichere und komfortable Fahrradstraße errichtet. Zahlreiche Querungshilfen sowie Radbügel an Kreuzungen und Einmündungen schaffen sowohl für den Fußverkehr als auch für Radfahrende wesentlich bessere Sichtbeziehungen. Hiervon profitieren alle, vor allem aber Kinder auf dem Weg zur Schule und in ihrer Freizeit. Die Vertreter*innen der Verbände betonen: „Das Miteinander der Menschen im Kiez ist uns wichtig. Wir wollen, dass das Berliner Mobilitätsgesetz mit seinen Sicherheitsstandards ohne Abstriche auch in unserem Bezirk umgesetzt wird. Fahrradstraßen sind dabei ein wichtiger Baustein.“
Seit 2014 steht die Umwandlung der Handjerystraße in eine Fahrradstraße auf der Agenda der Verbände (ADFC, Netzwerk Fahrradfreundliches Tempelhof-Schöneberg NFTS, VCD, FUSS) und des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg. Aber erst 10 Jahre später ist diese nur 1,1 km lange, aber für den Radverkehr wichtige Nord-Süd-Verbindung fertiggestellt. Sie vervollständigt die Verbindung der bereits vorhandenen Radverkehrsanlagen der angrenzenden Bezirke: im Norden an die Fahrradstraße Prinzregentenstraße (Charlottenburg-Wilmersdorf) und im Süden über die Rheinstraße / Schlossstraße und die Lauenburger Straße. Die Verbindungen zu der Fahrradstraße Lauenburger Straße in Steglitz und die wichtige Verbindung zur Schlossstraße in Richtung Zehlendorf müssen jetzt rasch auf die vorgesehenen Standards des Mobilitätsgesetzes gebracht werden.
Nach mehrjährigem Schweigen des Netzwerkes RadXHain gab es über Changing Cities folgenden Aufruf: „Machen wir uns nichts vor. Friedrichshain-Kreuzberg ist der schönste Bezirks Berlins. Der beste Bezirks Berlin. Lange hatten wir hier politischen Rückenwind für die Verkehrswende… irgendwie hat sich dieser gedreht. In dieser Situation wollen wir unsere Kräfte bündeln… UND… laden zum ersten Netzwerkwerk Fahrradfreundliches Friedrichshain-Kreuzberg seit Jahren ein. Ganz egal ob Kiezblock-Ini, Spielstraßen-Team oder einfach nur Fahrradbegeistert… lasst uns zusammen kommen, vernetzen und Friedrichshain-Kreuzberg lebenswert machen.“
Am 17.04.2024 trafen sich dann ungefähr 20 Menschen in der Regenbogenfabrik in Kreuzberg und beschlossen, RadXHain wiederzubeleben.
Seitdem gab es zwei weitere Treffen. Unser nächstes Treffen ist am 19.9. um 19 Uhr, der Ort ist noch nicht ganz sicher und wird hier noch bekannt gegeben.
Kommt dazu und helft mit, die Verkehrswende im Bezirk voranzubringen!
Liebe Freund*innen, Sympathisant*innen und Interessierte,
ein Jahresrückblick ist kein leichtes Unterfangen. Bilanz ziehen heißt Erreichtes wertschätzen und unerledigte Aufgaben in den Blick nehmen – und birgt auch das Risiko von Enttäuschung. Wir wagen es trotzdem. Was wurde im Bezirk 2020 an fahrradfreundlicher Infrastruktur geschaffen? Viel mehr als in anderen Bezirken, aber weit weniger als nach dem Mobilitätsgesetz nötig wäre. Das liegt allerdings zu großen Teilen nicht am Bezirksamt, sondern auch an der BVV und am Senat – und natürlich an der großen Aufgabe, einen gesellschaftlichen Umbau auf die Straße zu bringen. Wir liefern euch einige Zahlen. Allzu oft sind es Nullen, nur leider bei der Vision Zero nicht – und wir erinnern an einige unserer Aktionen, mit denen wir versucht haben, die Zahlen positiv zu beeinflussen. Das werden wir weiter tun. Wir freuen uns, wenn ihr dabei seid, in Persona oder in Form von Kommentaren oder Spenden! Auf ein gutes, gesundes und mobiles 2021!
Euer RadXhain-Team
Zahlen, Fakten, Kommentare: Neue Radinfrastruktur 2020
Radschnellverbindungen: 0 km
Radschnellverbindungen zeichnen sich durch breite, meist separate Wege aus, sind beleuchtet und über längere Strecken ohne Stopp zu befahren.
Die Planung managt InfraVelo als landeseigenes Unternehmen im Auftrag der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (SenUVK)
Im Stadtbezirk soll die Radschnellverbindung Y-Trasse von Südosten kommend in zwei Armen in Kreuzberg enden (Plan). Sie ist als “machbar” bewertet wird voraussichtlich bis Ende 2023 gebaut.
Vorrangnetz: 0 km
Das Mobilitätsgesetz formuliert das Ziel, besonders wichtige Verbindungen von gesamtstädtischer Bedeutung auszubauen und zu einem Vorrangnetz zu verknüpfen. Es wird bevorzugt auf Nebenstraßen – in der Regel Fahrradstraßen – geführt. Auf ihm soll dem Radverkehr Vorrang vor dem motorisierten Verkehr eingeräumt werden.
Um das Vorrangnetz aufzubauen, wären diese Arbeitsschritte zu erledigen: – Zukünftiges Radverkehrsnetz entwerfen, – konkrete Radverkehrsanlagen, Fahrradstraßen, Sonderwege planen (Machbarkeitsstudie, Vorplanung, Entwurfsplanung, Ausführungsplanung, Ausschreibung), – konkrete Radverkehrsanlagen bauen bzw. ausweisen.
Ein von SenUVK beauftragtes Büro entwarf bis September 2020 das Radverkehrsnetz für Berlin. Im Oktober 2020 nahmen die Verbände und Verwaltungen der Bezirke dazu Stellung. Sie reichten ca. 1.000 Hinweise, Kritiken und Verbesserungsvorschläge ein. SenUVK informierte im November und Dezember 2020, dass diese zwar dokumentiert werden, aber wegen der Fülle weitgehend unberücksichtigt bleiben sollen. Nach heutigem Wissensstand soll das Radnetz in dieser Fassung Anfang 2021 als Bestandteil des Radverkehrsplans vom Senat Berlins beschlossen werden.
Kritisch ist zu diesem Radnetz anzumerken, dass ca. 60 % des Vorrangnetzes auf Hauptverkehrsstraßen geführt werden sollen. Dort kollidiert der Vorrang für den Radverkehr mit dem Vorrang des ÖPNV und dem motorisierten Verkehr. Es ist zu erwarten, dass der Vorrang des Radverkehrs hier unter die Räder kommt. Das wäre ein eklatanter Verstoß gegen das Mobilitätsgesetz.
Die Bilanz für 2020: Das Radnetz wird ohne Berücksichtigung der Kommentare der Verbände erstellt. Der Radverkehrsplan ist nicht fertig. Ergo: Keine einzige Radverkehrsanlage des Vorrangnetzes wurde im Stadtbezirk geplant, gebaut oder ausgewiesen.
Pop-up-Radwege: 11,5 km
Petersburger Straße: von Bersarinplatz bis Landsberger Allee (1.750 m)
Lichtenberger Straße: von Holzmarktstraße bis Strausberger Platz (960 m)
Kottbusser Brücke (90 Meter)
Kottbusser Damm / Kottbusser Straße: Kottbusser Tor bis Hermannplatz (2.300 m)
Hallesches Ufer: Hallesches Tor bis Köthener Straße (1.300 m)
Gitschiner Straße: Hallesches Tor bis Kottbusser Tor (3.500 m)
Tempelhofer Ufer und Waterloo-Ufer zwischen Schöneberger Straße und Zossener Straße (1.650 m)
nördliche Frankfurter Allee: zwischen Voigtstraße und Proskauer Straße (900 m)
Zossener Straße: verbreiterte Aufstellfläche am Knotenpunkt (200m)
Frankfurter Allee: teilweise geschützter Radfahrstreifen auf der Fahrbahn von Niederbarnimstraße bis Jessnerstraße, südliche Straßenseite (800 m)
Lichtenberger Straße: Die beidseitigen temporäre Radfahrstreifen werden zur Zeit verstetigt und zu dauerhaften geschützten Radfahrstreifen ausgebaut
Sichere Kreuzungen: 0
Laut Mobilitätsgesetz muss die Unfallkommission nach jedem schweren Unfall die Stelle in Augenschein nehmen und wo möglich für Entschärfung sorgen.
Radverkehrsanlagen im Nebennetz: 0 km
Zu diesem Punkt zählen Maßnahmen, die innerhalb des Nebenroutennetzes im Stadtbezirk umzusetzen sind. Das Nebenroutennetz ist allerdings eine ältere Planungsgrundlage, die gemäß Mobilitätsgesetz weiterzuentwickeln ist. Es geht zukünftig in einem deutlich dichteren Radnetz auf, dem Vorrangnetz.
Ausweisen von neuen Fahrradstraßen: 2
Weidenweg – Palisadenstraße (800 m)
Körtestraße – Grimmstraße – Planufer – Mariannenstraße (2.455 m) – bisher als “Pop-up-Fahrradstraße”
Instandhaltungen von Radverkehrsanlagen im Bestandsnetz: 1,35 km
Baulich getrennter Radweg auf Oranienstraße: der beschädigte und schmale Radweg auf der nördlichen Straßenseite zwischen Alte Jakobstraße und Axel-Springer-Straße wurde saniert und verbreitert (250 m)
Baulich getrennter Radweg auf Karl-Marx-Allee: Auf dem Abschnitt zwischen dem Kino Kosmos nahe dem Frankfurter Tor und der Straße der Pariser Kommunen wurden die baulichen Radwege auf beiden Straßenseiten saniert und verbreitert. (1.100 m)
Fahrradparken
Dieses Jahr konnten Bürger*innen dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg Orte mitteilen, an denen sie sich Radbügel wünschen. Es gingen 1200 Meldungen mit fast 9000 Bügeln ein. Dort wo es möglich ist, werden die Forderungen nun Stück für Stück umgesetzt, hier könnt ihr den Fortschritt beobachten: https://fixmyberlin.de/meldungen/radbuegel/friedrichshain-kreuzberg/karte
Fahrradparkhäuser: 0
Eins geplant am Ostkreuz
Grünbeschichtung von Radfahrstreifen: 0
Beteiligung am Aufbau der AKÖR (Anlauf- und Koordinationsstelle öffentliche Räume)
Es gehört zu unserem Selbstverständnis, dass wir uns in unterschiedlichen Gremien der Bezirkspolitik engagieren oder als Repräsentant*innen von RadXhain und Changing Cities in Beteiligungsprozessen dabei sind. Unser Ziel ist immer: Die Mobilitätswende im Bezirk schneller und besser hinzukriegen. In diesem Kontext waren wir noch vor Beginn der COVID-19-Pandemie im Austausch mit unseren politischen Repräsentant*innen und der Verwaltung. Als die Pandemie dann da war, schauten wir auf die Vorschläge, die wir immer wieder einbringen, und griffen gezielt zu denen, die in der (damals für alle neuen) Pandemie-Situation helfen könnten.
Diese Forderungen hatten wir schon lange:
Radwege mit temporären Materialien einrichten, wenn es mit baulichen Mitteln nicht schnell genug geht. ➤ Daraus wurden Pop-up-Radwege, die in der Pandemie sichere Mobilität ermöglichten. Sie wurden zum Friedrichshain-Kreuzberger Exportschlager schlechthin, sogar Paris griff auf unsere Ideen zurück!
Straßen für nachbarschaftlichen Austausch und Kinderspiel öffnen. ➤ Daraus wurden die Temporären Spielstraßen, durch die nicht nur die wichtige körperliche Betätigung mit Abstand und direkt vor der Haustür ermöglicht wurde. Wir arbeiteten auch mit unseren Freund*innen bei KIEZconnect, um den nachbarschaftlichen Austausch in offenen Versammlungen stattfinden zu lassen. Die Papphocker sorgten dabei für verlässlich eingehaltene Abstände.
Autolagerflächen (auch Parkplätze genannt) für Außengastronomie, Kultur und gemeinnützige Projekte umnutzen. ➤ Daraus wurden die “Terrassen für Vieles”. Diese wären sicherlich besser gelaufen, wenn Restaurantbetreiber*innen oder gemeinnützige Organisationen nicht immer zwischen Sonntagnachmittag und Freitag Mittag die Flächen wieder hätten räumen müssen, damit jemand sein Auto dort abstellen kann…
Diese und andere Vorschläge haben wir in einem Forum eingebracht, das zur AKÖR ausgebaut wurde bzw. noch wird. Das Ziel ist, dass die AKÖR Möglichkeiten schafft, bei denen Zivilgesellschaft, Verwaltung, Politik und Wissenschaft zusammenkommen und miteinander Lösungen und Prototypen entwickeln und umsetzen. Damit wir endlich wegkommen von dem Modus: Wissenschaft informiert (und keiner hört hin), Zivilgesellschaft fordert (und keinen interessiert es), Politik sagt an (aber die Verwaltung ist kaputt), und Verwaltung setzt um (wenn Politik das will und Gelder gibt).
Gemeinsam statt aneinander vorbei können diese Akteure viel mehr bewirken. Der Corona-Sommer hat es bewiesen. Er hat sich teilweise wie ein Politik-Frühling angefühlt!
Rückblick – Aktionen 2020
Weihnachtsbäume auf der Oberbaumbrücke
Anfang des Jahres entdeckten wir, dass jemand den Namen der bekannten Brücke sehr wörtlich genommen und damit Tausenden von Radfahrer*innen einen großen Wunsch erfüllt hatte: Sicher Radfahren über die Spree dank Weihnachtsoberbäumen! Vielen Dank liebes Weihnachtsteam!
Auch wenn die Polizei dein Geschenk leider gleich wieder weggeräumt hat: Für Einige war es eine Erleuchtung! Radfahren in der Stadt kann sich gut anfühlen, schützende Infrastruktur kann gut aussehen, nachhaltig und billig sein und sogar gut riechen.
Dankes-Aktionen für Pop Up Radwege
Juni 2020: Aktivist*innen und Anwohner*innen bedanken sich bei den Bauarbeitern für die Einrichtung der Pop-up-Radstreifen auf der Frankfurter Allee.
Die “Kottical Mass” – eine Critical Mass auf dem Kottbusser Damm – mussten wir nicht wiederholen, da der Kottbusser Damm zu den ersten Popup-Radwegen Berlins zählte. Also konnten wir im April stattdessen mal feiern! Zusammen mit dem Bezirksamt, das auch die Krisenhelfer*innen zum Schutz der ungewohnten Radinfrastruktur bestellte. Mit Blumen, Dankesschildern, Luftballons oder auch einem Kasten kühles Bier für die Bauarbeiter*innen, bedankten wir uns zur Abwechslung mal, anstatt immer nur zu meckern.
Temporäre Spielstraßen
Berlinweit waren es in diesem Jahr 48, davon insgesamt 18 Temporäre Spielstraßen in Xhain. Von Mai bis Oktober machten sonntags ehrenamtliche Kiezlots*innen zwischen 13 und 19 Uhr die Straße für Kinder und Nachbar*innen frei – zum Spielen, Reden, Radfahren üben, und um einen Eindruck von einer autoreduzierten Stadt zu bekommen. Mehr Informationen unter: https://fixmyberlin.de/friedrichshain-kreuzberg/spielstrassen/kieze
Im April ging der Aufruf des Straßen- und Grünflächenamtes (SGA) durch die Changing Cities-Kanäle: Welche Straßen würden sich als Spielplatz-Ersatz-Flächen eignen? Anfang Mai hieß es dann: Wer möchte als Kiezkapitän*in für eine der ausgewählten Temporären Spielstraßen verantwortlich sein? Wer hilft mit als Kiezlots*in? Und dann ging es los, jeden Sonntag: Anwohner*innen informiert, die Schilder und Zäune (Z600!) aufgebaut, Spiel- und Gießmaterial herangeschafft und viele Stunden mit Nachbar*innen auf der Straße geredet, Seifenblasen angerührt, diskutiert, Kaffee getrunken, Ideen entwickelt, Offene Versammlungen organisiert, Konflikte mit Anwohnenden diskutiert – und sonntagsabends alles wieder eingepackt. Eine inspirierende Erfahrung, aus der Freundschaften und Initiativen entstanden sind – und der feste Plan im nächsten Jahr weiter zu machen!
Einrichtung einer Fußgänger*innenzone am Lausitzer Platz
Als Teil der Aktivitäten auf der Temporären Spielstraße wurden Offene Versammlungen abgehalten und ein Verkehrsberuhigungs-Konzept für den Platz ausgearbeitet. Am 6. November war es dann so weit: Auf Beschluss der BVV wird zunächst der nördliche Teil des Platzes dauerhaft vorerst durch Pflanzenkübel mit immergrünen Bäumen für den motorisierten Verkehr geschlossen – und damit für alle anderen Nutzer*innen geöffnet. Das Bezirksamt schrieb: “Mit der Einrichtung der Fußgänger*innenzone wird der öffentliche Raum gerechter verteilt und kann perspektivisch durch weitere Entsiegelung an die zu erwartenden Folgen des Klimawandels angepasst werden.” Damit folgt der Lausitzer Platz dem Beispiel der “Klimastraße” Dannecker Straße im Rudolfkiez, die ebenfalls für die Umverteilung und den Klimaschutz dauerhaft als Fußgänger*innenzone eingerichtet wurde. Das ist ein zarter Anfang, aber er macht Hoffnung! Pressemitteilung Nr. 220 vom 06.11.2020
“Terrassen für Viele(s)”
Damit auch Betreiber*innen von Gastronomie, Einzelhandel und sozialen Projekten die Corona-Auflagen einhalten können, wurde es ihnen ermöglicht, temporär Parkflächen zu nutzen, bspw. für das Aufstellen von Tischen oder das Ausstellen von Ware. Auch Wochenmärkte durften Nebenstraßen nutzen, um Platz für den nötigen Sicherheitsabstand zu schaffen. Über 400 Interessensbekundungen, 180 bewilligte Sondergenehmigungen. Mehr Informationen unter: https://fixmyberlin.de/friedrichshain-kreuzberg/terrassen
“Oberbaum-Party”
Und schon im September konnten wir den Corona- und Mobilitätsgesetz-konformen Umbau der Oberbaumbrücke feiern. So wie täglich Tausende Radfahrer*innen, die sie benutzen. Alles fließt, auch der Verkehr auf dem neuen Radstreifen.
Erfreulicherweise konnten wir einige weitere Aktionen feiern (siehe Dankes-Aktionen), wenn auch weniger ausgelassen als wir es uns gewünscht hätten.
Parking Day 2020
Das Freiraumwunder aus Lichtenberg kam zu Besuch und auf dem “grünen Rasen” spielte eine Band. Unzählige Gespräche und viel Zuspruch hatten wir am 18. September als Teil des internationalen “Parking Day” am Boxhagener Platz.
Mahnwachen für drei getötete Verkehrsteilnehmer*innen im Bezirk
Auch in diesem Jahr mussten wir der traurigen Aufgabe nachkommen, derjenigen zu gedenken, die im Straßenverkehr sterben.
Im Januar starb ein Fußgänger, der in der Adalbertstraße vom Fahrer eines Lieferwagens angefahren worden war, an den Folgen des Zusammenstoßes.
Am 8. Januar 2020 wurde eine Radfahrerin in der Reichenberger Straße Ecke Kottbusser Tor von einem rechtsabbiegenden Lkw-Fahrer überrollt. Es war die zweite Tote an fast derselben Stelle wie vor zwei Jahren. Das Mobilitätsgesetz schreibt in diesen Fällen eine Prüfung und Maßnahmen im Sinne der Vision Zero vor. Außer dem Aufstellen der Geisterräder durch den ADFC ist nichts passiert.
Am 3. Juni 2020 wurde eine Radfahrerin auf der Petersburger Straße, Ecke Mühsamstraße vom rechtsabbiegenden Fahrer eines Betonmischers überrollt.
Offene Versammlung mit KIEZConnect und Gründung der Kiezblock-Initiative “Ostkreuz für Alle”
Drei Arbeitsgruppen zur anwohner*innenfreundlichen Mobilität im Kiez gingen aus der Offenen Versammlung hervor, die am 30. September von KIEZConnect e.V. moderiert worden war. Demnächst starten wir hoffentlich mit der Unterschriftensammlung für einen “Kiezblock-Ostkreuz”. So viele Menschen wünschen sich mehr Sicherheit, Ruhe und Raum, dass wir die 1000 Unterschriften bestimmt bald zusammen haben. Auch hier freuen wir uns über weitere Mitstreiter*innen, z.B. beim Unterschriftensammeln, sobald das wieder möglich ist, aber auch über weitere Kiezblock-Initiativen.
Außerdem finden mittlerweile regelmäßige “Aufräum- und Park-Putz-Aktionen” der AG Grün statt. Damit von all diesen Aktivitäten möglichst viele Interessierte erfahren, gibt es die AG “Kommunikation”. Alle Gruppen freuen sich, wenn Ihr mitmachen wollt! Kontakte sind hier möglich: Telegram Kanal zum Mitlesen: https://t.me/kiezfueralle Telegram Gruppe zum Mitschreiben: per E-Mail Telefonnummer anfragen E-Mail-Adresse: ostkreuz@kiez-fuer-alle.de Webseite: www.kiez-fuer-alle.de Twitter: @kiez_fuer_alle
Fazit
Der Bezirk hat sehr gut auf die Corona-Krise reagiert und schnell und unbürokratisch Pop-up-Infrastruktur eingerichtet. Bei den geschützten Pop-up-Radwegen handelt es sich um Stellen, an denen geschützte Radwege ohnehin durch das Mobilitätsgesetz vorgeschrieben und deren Einrichtung bereits vorgesehen war. Die Notwendigkeit ansteckungsfreier Mobilität beschleunigte lediglich die Umsetzung dieser Pläne. Außerdem ging es im Bereich Fahrradstraßen und Fahrradparken relativ gut voran. Die Flächen für Gastronomie und Märkte wurden ausgeweitet.
In den Bearbeitungsprozessen und bei der Bürgerbeteiligung wurden innovative neue Wege gegangen, so wurden die Organisation der Spielstraßen und die Bewilligung der Gastroflächen durch agile digitale Prozesse in Kooperation mit AKÖR und FixMyBerlin ermöglicht.
In anderen Bereichen ist jedoch nach wie vor kaum etwas Sichtbares passiert. Also bleibt auch in 2021 viel zu tun. Das werden wir Politik und Verwaltung aber auch unseren Nachbar*innen nahe bringen, hoffentlich mit Vielen. Bleibt gesund – wir sehen uns!
Schaut bei ihnen vorbei und nutzt die Dienstleistungen!
Du hast selbst einen Laden im Bezirk, Kontakt zu Schulen oder Kindergärten oder bist in einem Verein, der zu uns passt? Wir würden uns freuen, wenn du verantwortliche Personen kontaktierst oder, wenn du der Besitzer bist, dich direkt hier einträgst.
Weiterführende Informationen zur Mitgliedschaft gibt es in unserem Faltblatt und auf der Unterstützen-Seite:
Flyer und Aufnahmeformular in papierform können für Interessierte auch bei unserem nächsten Treffen abgeholt werden.
Es gibt einen neuen Einwohner*innen-Antrag in unserem Bezirk. Diesmal geht es um die Verkehrsberuhigung im Viktoriakiez. Durchgangsverkehr raus und Katzbachstraße zur Fahrradstraße! Du kannst den Antrag hier runterladen und selbst Unterschriften sammeln. Er ist nur gültig, wenn er doppelseitig ausgedruckt ist.
Am 20. September 2020 findet auch in Friedrichshain-Kreuzberg nun endlich die im März verschobene KidicalMass statt! Alle Informationen zur bundesweiten Aktion unter https://kinderaufsrad.org In fast 100 Städten finden an diesem Wochenende Kinderfahrraddemos statt. Das gemeinsame Motto lautet „Platz da für die nächste Generation!“.
Treffpunkt ist um 14:45 am Frankfurter Tor, Abfahrt ist um 15:00. Wir fahren über Warschauer Straße, Skalitzer Straße, Oranienstraße, Adalbertstraße, Kottbusser Damm, Hasenheide, Gneisenaustraße, Yorckstraße und Möckernstraße. Im Park am Gleisdreieck treffen wir uns mit der Kidical Mass aus Tempelhof-Schöneberg zu einer gemeinsamen Abschlusskundgebung. Die Fahrt ist als Demo angemeldet und wird von der Polizei begleitet, damit wir sicher und entspannt die großen Straßen erobern können. Die gesamte Tour wird in einem kindgerechten Tempo (ca. 7 Km/h) gefahren und eignet sich somit gut für Kita- und Schulkinder zwischen fünf und zwölf Jahren. Großeltern, Eltern und Geschwister von 1-99 sind natürlich auch herzlich eingeladen. Die gesamte Strecke ist ca. 9 Km lang; wer möchte kann gern unterwegs dazustoßen. Voraussichtlich gegen 15:30 werden wir die Oranienstraße passieren und um ca. 16:00 kommen wir am Südstern vorbei.
Im Hinblick auf die Corona-Regeln bitten wir alle Teilnehmenden auf Abstand zu achten und eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen.
Wann So 20. Sept. 2020 15:00 – 16:30 Mitteleuropäische Zeit – Berlin Wo Treffpunkt: Frankfurter Tor Ende: Möckernstraße