Berlin, 31. Oktober 2019 – Die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg hat gestern mit den Stimmen der Grünen, der Linken und der SPD beschlossen, den gesamten Bergmannkiez mit einfachen Mitteln von jeglichem Durchgangsverkehr zu befreien und zügig geschützte Radinfrastruktur auf den umliegenden Hauptstraßen zu schaffen. Der Kiez folgt damit als erster in Berlin dem Vorbild der „Superblocks“ in Barcelona.
Der Beschluss geht auf einen Einwohner*innenantrag zurück, den innerhalb von nur einem Monat 1383 Anwohner*innen unterschrieben haben. „Nach dem langen Streit um die Bergmannstraße und 17 Auto-Parkplätze ist dieser Beschluss ein starkes Signal für eine Verkehrswende mit schnellen Mitteln. Mit Pollern, Blumentöpfen und Einbahnstraßen kann man schnell den Durchgangsverkehr in Wohnvierteln loswerden“, sagt Julia Jarass, Mitinitiatorin des Antrags und Verkehrsforscherin. Das „Superblock”-Konzept aus Barcelona sieht vor, dass einige Stadtviertel radikal autofrei gemacht werden, indem der Verkehr außen um den Block geleitet wird.
Grafik: Agéncia d’Ecologia Urbana de Barcelona
Mit dem Beschluss müssen auch geschützte Radwege und Kreuzungen auf allen Hauptstraßen schnell angelegt werden, zum Beispiel durch den Tausch von Park- und Fahrspur. „Auch bei den Radwegen müssen wir vom Klein-Klein weg. Nur mit geschützter Radinfrastruktur auf allen Hauptstraßen können sich endlich auch Kinder oder Ältere aufs Rad trauen“, betont Frederik Heilen, Anwohner im Bergmannkiez.
Im Ausschuss für Umwelt, Verkehr, Klimaschutz und Immobilien (UVKI) am 24. Oktober hatte das Bezirksamt auf Nachfragen der Lokalpolitiker*innen bestätigt, dass die vorgeschlagenen schnellen Maßnahmen machbar sind. „Wir können nicht noch 5 Jahre warten, bis in der Bergmannstraße wieder aufwendige Bauarbeiten anfangen. In Zeiten der Klimakrise müssen wir einen Gang hochschalten. Das heißt, gleich ganze Kieze von der Herrschaft der Autos befreien“, so Dirk von Schneidemesser von Changing Cities.